Sie sind herzlich eingeladen, den Klängen des modernen Blasorchesters zu lauschen - ganz bequem von zu Hause aus. Am 20.03.2022 um 18 Uhr beginnt der Live Stream auf YouTube auf dem Kanal „Modernes Blasorchester Oppau“, welchen Sie über diesen Button erreichen:
Seit zwei Jahren mussten pandemiebedingt immer wieder unsere gut vorbereiteten Konzerte abgesagt werden. Immer wieder die Perspektive und manchmal fast die Hoffnung zu verlieren, das nagt an der Motivation der Musikerinnen und Musiker. Wie also kann der Verein, wenn er weiter bestehen will, die Motivation der Mitglieder wieder stärken? Die Idee eines Live-Streams war geboren: Zuhörer können sich von zuhause zuschalten und das Orchester konzertiert in einem professionell ausgestatteten Konzertsaal. Dass das Ganze dazu noch als Projekt im Rahmen von „NEUstart Amateurmusik“ des Bundesmusikverbandes Chor & Orchester (BMCO) gefördert wird, half sehr bei der raschen Planung und zielgerichteten Umsetzung. Doch was genau erwarten sich Musiker, Dirigent und Vorstandschaft von diesem BMCO-Projekt? Maren (Musikerin und erste Vorsitzende), Georg (Musiker und zweiter Schriftführer) und Dominique Civilotti (Dirigent des MBOs) stellen sich hier einem Interview. Sie erzählen aus ihrer Sicht die Beweggründe hinter dem Projekt, über das Konzertprogramm und ihre persönlichen Höhepunkte.
Es wird spannend, zum ersten Mal ein Konzert des MBOs via LIVE-Stream. Was ist denn das Besondere an diesem Projekt?
Maren (M.B.): Wo soll ich da anfangen? Es gibt da viele neue Aspekte für unser Orchester, allem voran natürlich, dass das Orchester zum ersten Mal ein Konzert via Live-Stream auf YouTube gibt. Die besondere Location, der Aufnahmesaal der Staatsphilharmonie, soll ein besonderes (Klang-) Erlebnis für die Instrumentalisten geben. Dem gegenüber steht das Spielen (fast) ohne Publikum, was eine ungewohnte Situation für uns Musikerinnen und Musiker darstellt. So könnte es ein wenig an lebhafter Konzertatmosphäre fehlten.
Die musikalische Vorbereitung, welche durch die Mittel des BMCO gefördert werden, ermöglicht eine intensive Probenarbeit. Damit können die coronabedingten Spielpausen gut kompensiert und die Instrumentalisten nahezu individuell bei ihrem jeweiligen Leistungsstand abgeholt werden.
Dominique (D.C.): Das Besondere ist aus musikalischer Sicht, dass wir durch die finanzielle Unterstützung wirklich im Stande sind an unseren Anspruch vor der Pandemie anzuknüpfen. Das heißt für mich als musikalischen Leiter, wir können motiviert auf ein Ziel hin proben und dabei auf professionelle Dozenten zurückgreifen, um an den instrumentalen Grundlagen, sowie an den schwierigen Stellen der Werke detailliert zu arbeiten, was mit eigenen Mitteln schlichtweg nicht zu stemmen gewesen wäre.
Da wir das Konzert als professionell geführten Stream planen, wird das Spielen (fast) ohne echtes Publikum den größten Unterschied für mich und das Orchester darstellen.
Welchen Effekt erhoffst du Dir durch die Durchführung bzw. Teilnahme zum Projekt NEUSTART?
M.B.: Ein "Abholen" der Orchestermitglieder mit dem Ziel einem schönen Konzerterlebnis für alle Beteiligten wäre schon ein schöner Effekt des Projektes. Auch die weitestgehende Unabhängigkeit von Corona-Bestimmungen, so dass das Konzert wirklich stattfinden kann, da kein oder nur wenig Publikum dabei sein wird, ist ein wichtiger Punkt bei diesem Projekt. Nicht zu vernachlässigen ist die Steigerung der Motivation der Orchestermitglieder und Stärkung des sozialen Zusammenhalts durch das gemeinsame Ziel. Es bietet eine großartige Perspektive nach den vielen abgesagten Konzerten in 2020/21.
Georg (G.K-G.): Der Hauptmotivator eines Musikers sich intensiv mit einem Stück auseinanderzusetzen und dabei insbesondere die schwierigen Parts konsequent anzugehen, ist normaler Weise die Vorbereitung auf ein Konzert. Diese wiederum kamen in den letzten beiden Jahren deutlich zu kurz. Jetzt haben wir wieder ein gemeinsames Projekt. Wenn es schon den alten Hasen unter den Musikern nicht leicht fällt, nach der langen „Ruhephase“ wieder Schritt zu fassen, so ist die zu überwindende Anfangshürde für Wiedereinsteiger noch viel höher. Mit unserem Vorhaben nutzen wir auch die Gelegenheit, erneut auf uns aufmerksam zu machen.
D.C.: Ich erhoffe mir zum einen, dass das Orchester mit diesem Projekt endgültig den Sand aus den Augen vom „Corona-Schlaf“ bekommt: Damit wir - komme, was wolle - weiterhin toll zusammenarbeiten und unser Niveau halten können. (lacht) So kurz vor dem Konzert bin ich der Meinung, dass das schon der Fall ist! Zum anderen hoffe ich, dass wir durch das Streamen neben dem von uns anvisierten Publikum in den Ludwigshafener Seniorenheimen auch die ein oder anderen Zuhörer gewinnen, die sonst eher nicht den Weg nach Oppau ins Konzert finden.
Das Konzert steht unter dem Motto „Frühlingserwachen“. Was gefällt dir besonders an der Auswahl der Musikstücke?
M.B.: Ich mag die Vielseitigkeit des Programms. Es passt einfach wunderbar in die Jahreszeit. „Hoffnung“ ist ein gutes Thema nach der langen Corona-Pause und hinsichtlich der aktuellen politischen Entwicklungen. Besonders gefällt mir das Stück „Stille Hoffnung“. Außerdem ist es sehr schön, die fortschreitende Verbesserung im Orchester zu erleben, gerade bei Werken, die schon in einem früheren Konzert dargeboten wurden (Stille Hoffnung, Hope). Die intensivere Arbeit ermöglicht das Feilen an Details und ist im Ergebnis deutlich hörbar. Das Anspruchsniveau der Werke ist super gewählt. Es holt uns Instrumentalist*innen da ab, wo wir musikalisch stehen und bietet dennoch reichlich Herausforderungen, an denen wir wachsen.
D.C.: Ich habe ein - mit einer kleinen Ausnahme - durchweg positives Programm zusammengestellt, welches zum Ziel hat, bei unseren Zuhörer*innen einen Abend lang das Gefühl von Hoffnung und Freude - Frühlingsgefühle eben - zu erwecken. Das soll im Kontrast zu den letzten zwei Jahren stehen, wo wir medial doch eher Aussichtslosigkeit, Angst und Sorgen aushalten mussten. Alle Kompositionen sind inspiriert durch freudige Ereignisse, durch Hoffnung in schweren Zeiten oder von Frühlingsfreuden. Ein wirkliches Lieblingsstück habe ich nicht, denn jedes Werk bringt seine Besonderheiten mit. Im Moment ist „Stille Hoffnung“ von Rolf Rudin ein Werk bei dem ich, so wie es vom Orchester gespielt wird, sehr viele Gänsehautmomente habe. Unsere Probephase am vorvergangenen Wochenende würde ich klar als Erfolgserlebnis bezeichnen. Das Orchester ist für gerade mal sechs Wochen Vorbereitungszeit schon sehr weit in die Stücke eingedrungen. So macht das Proben, wie ich glaube, allen Beteiligten aktuell sehr viel Spaß. Da ich das Glück habe ein ohnehin sehr motiviertes Orchester zu leiten, kann ich nicht unbedingt von noch mehr Motivation durch das Projekt sprechen. Das ist aber sehr positiv gemeint (lacht)!
Im Projekt wurden externe Registerprobenleiter mit eingeplant. Wozu wurden überhaupt solche Extras zur Konzertvorbereitung benötigt?
G.K-G.: Zum einen waren wir pandemiebedingt ein wenig aus der Übung gekommen. Zum anderen hat uns das BMCO unser Projekt recht kurzfristig bewilligt. Daher mussten wir alle Register zur schnellen und dennoch guten Konzertvorbereitung ziehen. Eine intensive musikalische Probenarbeit gerade in Kleingruppen ist hierbei besonders förderlich. In unseren Proben mit dem Gesamtorchester können wir sehr gut am gesamten Klangbild, dem Rhythmus und der Intonation arbeiten. Dies bedingt allerdings, dass die Musiker*innen die Techniken ihrer Instrumente zum Meistern auch der herausfordernden Passagen beherrschen. Am besten lassen sich diese Fertigkeiten direkt in den einzelnen Instrumentengruppen erarbeiten. Ausgewiesene Dozenten leiten uns Musiker durch diese so sehr wichtige Probephase. Fragen zu Techniken und der Tonführung am eigenen Instrument werden hierbei gezielt und umfassend behandelt.
D.C.: Solche Probenphasen, auch Probenwochenende genannt, ermöglichen es dem Orchester wirklich mal mehrere Tage in Folge intensiv an der Musik zu sein. Probt man nur wöchentlich, kommen die meisten von der Arbeit, Uni oder Schule. Es ist wesentlich schwerer, für gerade mal zwei Stunden alle privaten Herausforderungen, Pflichten und Probleme wirklich loszulassen. Bei so einem kompletten Wochenende, ist das schon eher möglich. Bei diesem Projekt hatten wir professionelle Probenleiter für Trompeten, Klarinetten, Saxofone und Fagotte, Posaunen (für das gesamte Tiefblech), Horn und Querflöte. Alles sind studierte Musiker, die entweder selbst Blasorchester oder andere Ensembles leiten oder sogar in professionellen Orchestern angestellt sind oder waren. In der Regel haben die Dozenten freie Hand bei der Probengestaltung. Ich weise lediglich auf problematische Stellen bzw. Werke hin. Auftauchende Probleme erkennen die Probenleiter schnell und können diese durch Grundlagenarbeit oder durch individuelle Übetipps angehen.
Das Konzert wird in der „Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz“ aufgenommen. Wie gefällt es dir, dass diese Räumlichkeiten für den Live-Stream gebucht wurden?
M.B.: Als Musikerin gefällt mir die Wahl sehr gut, denn es war wichtig, ein "neues" Erlebnis zu schaffen und den Stream nicht in den altbekannten Räumen des Bürgerhauses durchzuführen. So entsteht (hoffentlich) auch ohne Publikum eine besondere Konzertatmosphäre, und dieses Jubiläumskonzert wird bei allen in Erinnerung bleiben. Durch die professionelle Streaming-Anlage und die betreuenden Techniker der Staatsphilharmonie wird diese Aufzeichnung in hervorragender Qualität erfolgen und kann somit guten Gewissens online gestellt werden.
D.C.: Dass der Stream im Aufnahmesaal der Staatsphilharmonie stattfindet, ist für mich das Sahnehäubchen! Nachdem wir beim Neujahrsempfang der Stadt Ludwigshafen Anfang 2020 im Pfalzbau gespielt haben, ist die Staatsphilharmonie nun unser zweites Highlight, was die großen Konzertsäle der Region angeht. Diese eindrucksvolle Umgebung wirkt sich auch enorm auf die Musiker aus. Ich freue mich sehr auf das Konzert dort. Das ist wirklich nichts Alltägliches! Das professionelle Equipment - nichts ist schlimmer als eine schlechte Aufnahmequalität eines gut vorbereiteten und aufgeführten Konzertes - und die Wahl eines spektakulären Konzertsaales konnten nur dank der Projektförderung genutzt werden.
Welche anderen Aspekte, außer den musikalischen, muss der Verein bei der Durchführung so eines Projektes meistern?
M.B.: Durch die kurzfristige Bewilligung des Projektes war in einem sehr knappen Zeitrahmen vieles gleichzeitig zu bewältigen. Georg kümmerte sich um die Raumorganisation für das Probewochenende und die Satzproben, für die Konzertlocations musste ich Kostenvoranschläge einholen. Auch alle weiteren Kosten, wie Registerprobenleiter und Werbung, mussten budgetiert und beantragt werden. Dazu kam das für uns noch unbekannte Terrain der Übertragungs- und Aufnahmetechnik, auch hier waren enge Absprachen notwendig. Ebenfalls beim Thema rechtliche Aspekte wie GEMA-Gebühren und Online-Stellen von Musik mussten wir uns einschlägig informieren und haben im Laufe des Projektes viel dazugelernt.
Zur Organisation der Übertragung des Konzertes haben wir ein extra Team gebildet. Dieses übernahm auch die Werbung und die Kontakte zu den hiesigen Senioreneinrichtungen. Denn eines unserer Herzensanliegen war es, insbesondere denjenigen, die durch die Pandemie besonders betroffen waren, ein schönes (Frühlings-)Erlebnis zu schenken. Hier kamen Probleme, wie fehlende Internetanbindung der Heime oder aber Essenszeiten oder Versammlungseinschränkungen, hinzu. So wird den Heimen im Nachhinein noch einmal die Gelegenheit gegeben, das Konzert im passenden Rahmen für die Bewohner*innen abzuspielen.
Zu all diesen organisatorischen Herausforderungen kam immer die Sorge um die Aufrechterhaltung des musikalischen Probenbetriebes unter Beachtung der dynamischen Corona-Lage. Denn der Ausfall vieler Musiker oder gar ein Probenverbot hätte für die Konzertvorbereitungen und damit für unser gesamtes Projekt, einen argen Rückschlag bedeutet.
Vielen Dank für euren musikalischen und außermusikalischen Einsatz, der schlussendlich zur erfolgreichen Durchführung des Projektes beiträgt. So freuen wir uns auf einen gelungenen Abschluss mit dem Konzert am Sonntag. Noch ein paar abschließende Worte und Gedanken zum BMCO-Projekt „NEUSTART Amateuermusik“ ?
D.C.: Die Intention ist, wie schon gesagt, ein kurzfristiges Ziel zu haben, welches die Motivation weiter steigern soll, um unser Potential wieder bis ins Letzte auszunutzen, und neue Konzertzuhörer*innen bzw. mögliche interessierte Mitspieler*innen über das Streamingformat zu erreichen. Der erste Punkt war, meiner Meinung nach, bereits einen Monat vor dem Konzert erreicht worden. Jetzt hoffen wir gemeinsam auf den zweiten. (lacht)
G.K-G.: Von den zahlreichen positiven Aspekten unseres Streaming-Konzertes, bleibt ganz übergeordnet noch festzuhalten, dass es für alle Beteiligten einfach nur cool ist, mit dem MBO an der kulturellen Initiative des BMCO zur Abfederung der Pandemieauswirkungen auf Musiker*innen und der Bevölkerung mitzuwirken. Unser Projekt kommt vielen zu Nutze: den Musiker*innen im MBO, den Dozenten unserer Proben, der Staatsphilharmonie, den Anbietern von Proberäumen und last not least, unsere gemeinsame Zielgruppe, den Senior*innen der Stadt Ludwigshafen. Es begann im Kleinen bereits mit der bundesweiten Aktion „Musiker-*innen für Deutschland“ am 22. März 2020. Einige Musiker*innen des MBO haben jeweils sonntags um 18:00 Uhr von Fenstern und Balkonen ein paar nette Melodien für die Nachbarschaft erklingen lassen. Und unser Engagement für die Mitbürger*innen setzt sich nun mit diesem Streaming-Konzert im Großen fort.
Es bleibt spannend! Da bleibt uns ja nur noch am Sonntag auf den Link zu klicken und zu hören, wie das Moderne Blasorchester Kurpfalz Oppau mit seinem Live-Stream-Konzert den „Neustart AMATEURMUSIK“ umsetzt.
Sie sind herzlich eingeladen, den Klängen des modernen Blasorchesters zu lauschen - ganz bequem von zu Hause aus. Am 20.03.2022 um 18 Uhr beginnt der Live Stream auf YouTube auf dem Kanal „Modernes Blasorchester Oppau“, welchen Sie über nebenstehenden Button erreichen:
Text/Zusammenfassung: Kerstin Appenzeller