Vom Hunger nach gemeinsamem Musizieren, Horizonterweiterung und neuen Klangerlebnissen
Nach 1,5 Jahren Proben im Pandemiemodus, ausgefallenen Arbeitsphasen und Konzerten ergab sich für uns Musiker des Modernen Blasorchesters Oppau die Gelegenheit, direkt hier in unserem heimischen Probensaal, unseren inzwischen sehr großen Hunger nach gemeinsamem Musizieren wieder etwas zu stillen: Das „Projektorchester Klang“ hatte Thomas Wieser, den Erfinder der Klang-Werkstatt, als Dozenten für seinen Orchester-Workshop im Bürgerhaus Oppau gewonnen und wir vom MBO waren eingeladen, teilzunehmen.
Dank des hohen Engagements des Orga-Teams konnte dieses Projektorchester trotz der Pandemie stattfinden, natürlich unter Einhaltung sämtlicher Hygiene-Auflagen. Zwei Wochen vor dem Workshop bekamen wir die Noten zugeschickt: Stål Himmel von Alan Fernie, Welt in Farben von Thiemo Kraas, Carrickfergus Posy von James L. Hosay und Castellum von Mario Bürki.
So trafen freitags abends vier mutige und neugierige Orchestermitglieder des MBO auf viele Musiker aus verschiedenen Vereinen - lauter ebenso musikbegeisterte „Verrückte“, die ihr gesamtes freies Wochenende lieber mit Probenarbeit als auf der Couch verbringen. Da unser Verein noch deutlich kleiner ist als dieses Projektorchester, war allein das Zusammenspiel in so großer Besetzung ein tolles Klangerlebnis.
Es ging los mit bunten Flip-Chart-Zeichnungen von Thomas Wieser zur Arbeit mit dem Stimmgerät, der Verantwortung der Bässe für den Gesamtklang, der Klangpyramide und der Intonation im Akkord. Dann ging es an die praktische Umsetzung anhand der ausgewählten Werke. Dabei wurden immer wieder die einzelnen Instrumente aufeinander abgestimmt und Akkorde so aufeinander aufgebaut, dass sie in sich eine möglichst perfekte Intonation ergeben. An den passenden Stellen in den Stücken warf unser Dozent immer wieder weitere Theorie-Häppchen und Praxisübungen ein. So ging es unter anderem um die Dynamik im Orchester, die Relativität von Lautstärkeangaben in der Partitur, Betonungen in den verschiedenen Taktarten, die Tonlängen von Achtelnoten und die Erzeugung von fetten Orgelklängen. Dabei legte er bei uns immer wieder „den Finger in die Wunde“, damit wir daraus lernen können. Wir bekamen Handwerkszeug, um Harmonie und einen schönen Klang im Orchester entstehen zu lassen. Grundlage für all das ist das genaue Hinhören auf das, was neben der eigenen Stimme im Orchester sonst noch alles gleichzeitig passiert. So war auch der Hauptappell des Dirigenten: „Hört nie auf, einander zuzuhören!“.
Während der drei Tage wuchs das Orchester hörbar immer mehr zusammen. Hatte ich freitags noch große Probleme, das Gelernte umzusetzen, gewann ich bis sonntags zunehmend Sicherheit dabei. Außerdem war das Klangerlebnis sehr beeindruckend. Es war ein tolles Wochenende mit Horizonterweiterung, viel Spaß und Austausch untereinander. Ich habe es genossen, wieder intensiv wie auf einem Probenwochenende miteinander spielen zu können. Der Hunger am gemeinsamen Musizieren ist jedoch noch nicht gestillt – im Gegenteil. Dieses „Projektorchester Klang“ hat Lust auf mehr gemacht. Zum Glück ist am Montag schon die nächste Orchesterprobe des MBO!
Text: MBO