MBO Jubiläumsserie Teil 5 – Vom Traditionsverein zum Modernen Blasorchester – erfolgreich und familiär
Wenn deine beiden Opas Gründungsmitglieder eines Musikvereins sind, wird dir der Mitgliedsvertrag schon in die Wiege gelegt. Und genauso begann meine Laufbahn im Spielmannszug Kurpfalz Oppau. Zu Beginn war diese allerdings wenig musikalisch, da ich viel zu klein war, um dort mitzuspielen.
Ich erinnere mich noch an die Faschingsumzüge in Oppau, bei denen ich immer am Rand stand und gespannt wartete, bis endlich der Spielmannszug vorbeiläuft.
Schon von Weitem war er zu hören und ich fieberte darauf hin, gleich meinen Papa zu sehen. Genau wie er, wollte ich auch Teil dieser musikalischen Gruppe sein, endlich mitspielen und an Umzügen teilnehmen. Meine Cousine durfte das schließlich auch. Genau wie meine Cousins. Und meine Tante. Und mein Onkel. Okay, eigentlich war meine ganze Familie im Musikverein aktiv. Nur meine Mama war nicht mehr dabei. Sie musste nämlich beim Faschingsumzug auf mich aufpassen, bevor ich auf die Straße renne und mich in die Reihen des Spielmannszugs schmuggle, um mitlaufen zu dürfen. Sobald ich also alt genug war und zur Probe kommen durfte, stand ich zwischen den Bläsern und Trommlern und hielt die für mich heiligen Klanghölzer in der Hand.
Ein bisschen den Takt mitklopfen, schaffte eine Fünfjährige doch locker.
Natürlich fand ich die Instrumente, die mein Papa spielte, deutlich cooler. Eine Piccoloflöte alias ‚Pfeife‘, eine Fanfare und ein großes Jagdhorn. Mein Ziel war es, irgendwann auch einmal diese drei Instrumente spielen zu können und bei den Umzügen mitzulaufen. Zuerst blieb es allerdings bei den Klanghölzern. Da konnte wenig schief gehen, außer vielleicht einmal falsch dazwischen zu klopfen. Doch das passierte nur selten.
Der erste Umzug stand dann tatsächlich schneller vor der Tür als gedacht. Allerdings nicht mit Blasinstrumenten, sondern mit den Klanghölzern. Deshalb war mein Platz bei meinem allerersten Umzug mit dem Spielmannszug zwischen der Bass Drum und den Becken. Egal wie laut es hier war, ich platzte vor Stolz, nun ein Teil des Spielmannszugs sein zu dürfen.
Je älter ich wurde, desto näher rückten auch die Blasinstrumente.
Ich lernte, sie zu spielen, und durfte bei den Umzügen endlich hinten bei den Bläsern mitlaufen. Für mich waren das immer die cooleren Leute beim Umzug gewesen, weil sie die Melodie spielten und das Publikum mitsingen konnte. Nun war ich selbst jemand, der genau diese Melodien spielte. Und das Beste: Ich hatte einen Platz direkt vor meinem Papa. Der einzige Unterschied war nun, dass er ein größeres Horn hatte als ich.
Damit wir facettenreichere Musikstücke in Angriff nehmen konnten, durften meine Freundinnen irgendwann andere Flötenarten lernen: Tenor- und Altflöte. Ich war so neidisch, dass ich fast geplatzt bin; denn ich musste weiter die kleine Piccoloflöte spielen. Doch auch ich durfte wenig später endlich noch ein weiteres Instrument in der Hand halten: Das große Jagdhorn. Jetzt war ich im Club der großen Hörner zusammen mit meinem Papa. Und so liefen wir eine ganze Weile Umzüge, bis die aktiven Mitglieder über die Jahre immer weniger wurden. Es war also Zeit, etwas zu ändern und dem Spielmannszug einen neuen Anstrich zu verpassen.
Vor genau zehn Jahren entschieden die Mitglieder also, dass es Zeit für etwas Neues wird: Das Moderne Blasorchester Kurpfalz Oppau
Die alten Instrumente wurden bei Seite gelegt und einige Mitglieder lernten neue Blasinstrumente, um Musiker und Musikerinnen des Blasorchesters zu werden. Nach einem knappen halben Jahr Einzelunterricht fanden sich also am 12. September 2011 zwölf umbruchwillige und hinzugeworbene Musiker im kleinen Saal des Bürgerhaus Oppau zur ersten Probe des neugegründeten modernen Blasorchesters.
Auch für den Dirigenten Dominique Civilotti ein Sprung ins kalte Wasser: Damals noch als Student der Musikhochschule Mannheim direkt vor einem neu zusammengewürfelten Orchester zustehen.
In meinem Fall war der Umstieg auf ein „richtiges“ Blasinstrument etwas einfacher, denn meine musikalische Laufbahn lief zweigleisig. Neben dem Spielmannszug lernte ich in der Schule, bereits einige Jahre vor der Gründung des Blasorchesters, das Altsaxophon zu spielen. Und genau in dieser Instrumentengruppe wurde ich Satzführer im MBO. Das blieb ein paar Jahre lang so, bis ich aufgrund meines Studiums wegziehen musste und keine der Proben mehr besuchen konnte. An den Konzerten nahm ich, soweit es mir möglich war, trotzdem teil, denn das Orchester einfach zu verlassen, konnte ich nicht. Abgesehen davon, dass mir das Saxophonspielen wirklich viel Spaß bereitete, mochte ich die Mitglieder des Orchesters auch unheimlich gerne. Nach und nach wurden meine Besuche durch meine Berufslaufbahn noch weniger, bis ich bei einem Open-Air-Konzert nur noch Zuhörerin war. Oder sollte ich lieber Karaoke-Sängerin sagen? Bei jedem Stück summte ich meine Saxophonstimme mit. Also selbst wenn ich einmal nicht auf der Bühne mit dabei sein kann, ist dieser Musikverein ein Teil von mir. Das war er schon mein Leben lang und wird es auch immer bleiben. Und die nächste Probe kommt bestimmt…
Text: Saskia Kuntz